Der Mensch vom Mars

Der Mensch vom Mars (Originaltitel polnisch Człowiek z Marsa) ist das Science-Fiction-Erstlingswerk von Stanisław Lem. Es erschien erstmals 1946 in der polnischen Zeitschrift Nowy Świat Przygód. Die deutsche Ausgabe erschien 1989 im Insel Verlag, übersetzt von Hanna Rottensteiner. Lem schrieb das Buch ursprünglich „lediglich für einen kleinen Freundeskreis“, betrachtete es als schwach und wollte es „... vor der ganzen Welt, Polen inbegriffen, verschweigen.“[1]

Inhalt

Der Ich-Erzähler, ein Journalist, wird ungewollt Teil eines Teams von Wissenschaftlern, die heimlich ein vor kurzem abgestürztes Raumschiff untersuchen. Herkunft ist der Mars, einziger Insasse ein „Areanthrop“ genannter Marsianer. Dieser besteht aus einer lebenden Substanz der Art eines Protoplasmas in einem massiven, kegelförmigen Cyborg-Körper.

Die Wissenschaftler bemühen sich zunächst erfolglos um eine Kontaktaufnahme. Nach mehreren Experimenten mit dem Marsianer bzw. seiner Hülle wird das Team von dem Marsianer mittels telepathischer Manipulation auf den Mars gebracht. In einer Vision kann der Reporter die Reise des Marsianers zur Erde nachvollziehen. Es stellt sich indessen heraus, dass den Marsbewohnern menschliche Regungen vollkommen fremd sind und der Marsianer keinerlei Interesse am Wohlergehen der Besuchten hat.

Nachdem einer der Wissenschaftler, kontrolliert von dem Marsianer, einen seiner Kollegen umgebracht hat, schaffen es die verbliebenen Menschen unter weiteren Opfern, den Marsianer zu zerstören. Während die schlussendlichen Handlungsmotive des Besuchers unklar bleiben, wird deutlich, dass die Entwicklung der Marsianer extrem fortgeschritten und die Verschiedenheit zwischen beiden Spezies fundamental ist, Motive und Gedankenwelten der Marsianer für Menschen grundsätzlich nicht verstehbar sind.

Verortung in Lems Werk

Lem kritisierte sein Frühwerk teils drastisch.[2] Der Mensch vom Mars ist insofern eine Ausnahme, dass Lem konstatierte, bei der erneuten Lektüre „erstaunt, ja fast schockiert [gewesen zu sein], als ich in der Fabel einige Leitmotive erkennen konnte, die meine vierzigjährige Arbeit als Schriftsteller geprägt haben.“[1]

Ausgaben auf Deutsch

  • Erstausgabe: Der Mensch vom Mars. Übersetzt von Hanna Rottensteiner. Mit einem Nachwort von Stanisław Lem. Insel Verlag, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-458-16041-8
  • Neuauflage: Der Mensch vom Mars. Übersetzt von Hanna Rottensteiner. Mit einem Nachwort von Stanisław Lem. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-518-38645-X

Einzelnachweise

  1. a b Stanisław Lem, Hanna Rottensteiner, Stanisław Lem: Der Mensch vom Mars: Roman. 6. [Aufl.]. Nr. 2145. Suhrkamp, Frankfurt am Main 20, ISBN 978-3-518-38645-3. 
  2. Stanisław Lem, Stanisław Bereś, Edda Werfel, Hilde Nürenberger, Stanisław Lem, Stanisław Lem: Lem über Lem: Gespräche. 1. Auflage. Insel-Verl, Frankfurt a.M 1986, ISBN 978-3-458-14511-0. 
Werke von Stanisław Lem

Science-Fiction-Werke: 1946 Człowiek z Marsa (dt. Der Mensch vom Mars, 1989) | 1951 Astronauci (dt. Der Planet des Todes / Die Astronauten, 1954) | 1955 Obłok Magellana (dt. Gast im Weltraum, 1956) | 1957 Dzienniki gwiazdowe (dt. Sterntagebücher, 1961) | 1959 Eden (dt. Eden, 1960) | 1961 Solaris (dt. Solaris, 1972) | 1961 Pamiętnik znaleziony w wannie (dt. Memoiren, gefunden in der Badewanne, 1974) | 1961 Powrót z gwiazd (dt. Transfer / Rückkehr von den Sternen, 1974) | 1964 Niezwyciężony (dt. Der Unbesiegbare, 1967) | 1964 Bajki robotów (dt. Robotermärchen, 1969) | 1965 Cyberiada (dt. Kyberiade, 1983) | 1968 Opowieści o pilocie Pirxie (dt. Pilot Pirx, 1978) | 1968 Głos Pana (dt. Die Stimme des Herrn, 1981) | 1969 Opowiadania (dt. Nacht und Schimmel, 1972) | 1971 Kongres futurologiczny (dt. Der futurologische Kongreß, 1974) | 1976 Maska (dt. Die Maske, 1978) | 1981 Golem XIV (dt. Also sprach Golem, 1984) | 1982 Wizja Lokalna (dt. Lokaltermin, 1985) | 1986 Pokój na ziemi (dt. Der Flop / Frieden auf Erden, 1986) | 1987 Fiasko (dt. Fiasko, 1986) |

Verschiedene: 1951 Jacht „Paradise” (Theaterstück, mit Roman Hussarski) | 1955 Szpital przemienienia (dt. Die Irrungen des Dr. Stefan T. / Das Hospital der Verklärung, 1959) | 1957 Dialogi (dt. Dialoge, 1980) | 1959 Śledztwo (dt. Die Untersuchung, 1975) | 1964 Summa technologiae (dt. Summa technologiae, 1976) | 1968 Filozofia przypadku (dt. Philosophie des Zufalls, 1983 / 1985) | 1968 Wysoki Zamek (dt. Das Hohe Schloß, 1974) | 1970 Fantastyka i futurologia (dt. Phantastik und Futurologie, 1977 / 1980) | 1971 Doskonała próżnia (dt. Die vollkommene Leere, 1973; Das absolute Vakuum, 1984) | 1973 Wielkość urojona, (dt. Imaginäre Größe, 1976) | 1976 Katar(dt. Der Schnupfen 1976) | 1978 Rozprawy i szkice, (dt.  aufgeteilt auf Sade und die Spieltheorie, 1986; Über außersinnliche Wahrnehmung, 1987; Science-fiction: ein hoffnungsloser Fall mit Ausnahmen, 1987) | 1980 Prowokacja, (dt. Provokation, 1981) | 1983 One Human Minute, (dt. Eine Minute der Menschheit, 1983) | 1983 Weapon Systems of the 21st Century or the Upside Down Evolution, (dt. Waffensysteme des 21. Jahrhunderts, 1983) | 1983 The World as Holocaust, (dt. Das Katastrophenprinzip, 1983) | 1992 Die Vergangenheit der Zukunft | 1996 Tajemnica chińskiego pokoju, (dt. Die Technologiefalle, 2000) | 1999 Bomba megabitowa, (dt. Die Megabit-Bombe, 2003) | 2000 Okamgnienie, (dt. Riskante Konzepte, 2001) | 2003 DyLEMaty | 2006 Rasa drapieżców – Teksty ostatnie | 2009 Sknocony kryminał (posthum) |

Verfilmungen: 1960 Der schweigende Stern | 1963 Ikarie XB 1 | 1968 Solaris | 1972 Solaris | 1974 Die Untersuchung | 1978 Testflug zum Saturn | 2002 Solaris | 2007/2011 Ijon Tichy: Raumpilot

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