Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten. Historischer Roman aus der Jugendzeit des Hauses Hohenzollern von Karl May erschien von November 1876 bis Juni 1877 in der Zeitschrift Feierstunden am häuslichen Heerde und war die Fortsetzung des von Friedrich Axmann geschriebenen Romans Fürst und Junker. Allerdings wurde nur ein Teil des Romans von Karl May selbst verfasst; nach dem Ende seiner Tätigkeit als Redakteur für den Verlag Münchmeyer wurden die verbleibenden Lieferungen von seinem Nachfolger Heinrich Goldmann geschrieben und dies durch den Zusatz „begonnen von Karl May, fortgesetzt von Dr. Goldmann“ den Abonnenten und Lesern mitgeteilt. (Da Heinrich Goldmann vor Abschluss des Romans starb, wurde der eigentliche Schluss von einem unbekannt gebliebenen Schriftsteller oder Redakteur ergänzt. Der Roman hat also insgesamt vier Autoren.)

Inhalt

Der beiden Quitzows letzte Fahrten spielt in den Jahren 1411 bis 1415, einer Zeit, in der der Nürnberger Burggraf Friedrich VI. (später als Friedrich I. der erste Markgraf von Brandenburg aus dem Haus Hohenzollern) im Auftrag des Kaisers die politischen Wirren und die damit verbundene Unsicherheit in der Mark Brandenburg zu beenden suchte. Die alteingesessenen Familien (hauptsächlich Quitzow, Holtzendorff und Gans von Putlitz) waren jedoch nicht bereit, sich ihm unterzuordnen.

Dietrich von Quitzow kann sich mit Hilfe von Werner von Holtzendorff[1] der Verfolgung durch Otto von Suteminn[2] entziehen und als Knecht verkleidet untertauchen. In einer tollkühnen Aktion nimmt er Prinz Johann von Zollern als Geisel gefangen. Dietrichs Vetter, der Raubritter Claus von Quitzow[3], und seine verbündeten Nachbarn erfahren von einem Geldtransport aus England an den Markgrafen und wollen sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Derweil suchen Dietz und Kuno, die Söhne Dietrichs, bei ihrem Onkel eine Bleibe. Sie erfahren, dass ihr Vater der „Schwarze Dietrich“ ist und Graf Warwick[4], der den Geldtransport initiiert hat, durch ihn Frau und Kinder verloren hat. Um dieses Unrecht zu sühnen, machen sie den Schlupfwinkel der Raubritter ausfindig und befreien die dort Gefangenen, u. a. eine geistig verwirrte Gräfin, die bei den Ziehkindern Suteminns Aufnahme findet.

(Etwa ab hier wurde laut Siegfried Augustin der Roman von Dr. Heinrich Goldmann fortgesetzt.)[5]

Der Geldtransport hat inzwischen Hamburg erreicht und wird nun auf Wagen weitergeführt. Der geplante Überfall misslingt, Claus von Quitzow findet dabei den Tod und das Geld erreicht ungefährdet seinen Bestimmungsort. Graf Warwick trifft bei Suteminn in Tangermünde ein, der sich als Retter des Grafen beim Kampf gegen den „Schwarzen Dietrich“ entpuppt. Er erkennt Detlev und Marie als seine Kinder und die verwirrte Gräfin als seine Frau wieder. Dietrich von Quitzow fällt in der Schlacht bei Angermünde, ebenso wie der jüngere seiner Söhne. Graf Warwick kehrt mit seiner wiedergefundenen Familie und begleitet von Suteminn nach England zurück. Dieser erkennt in dem Kaperkapitän Vendaskiöld seinen verschollenen Bruder.

Buchausgaben

Erst 1932 wurde der Roman „wiederentdeckt“.[6]

Eine von Franz Kandolf bearbeitete Version von drei Fragmenten des Romans ist in Band 69 der Gesammelten Werke, Ritter und Rebellen, zu finden.

  • Aktuelle Ausgaben in der Bücherdatenbank

Quellen

Als Quelle Mays diente Die Mark Brandenburg unter Kaiser Karl IV. bis zu ihrem ersten Hohenzollerschen Regenten, oder Die Quitzows und ihre Zeit (1836/37) von Karl Friedrich von Klöden, jetzt auch online.

Dramatisierungen

Das mittelalterliche Historiendrama Wildwasser von Michael Sens frei nach der Erzählung von Karl May fand seine Uraufführung am 23. Juni 2005 auf Burg Ziesar. Es ist das einzige Theaterstück nach einer Erzählung Karl Mays, das an einem Originalschauplatz aufgeführt wurde.

Anmerkungen

  1. https://www.karl-may-wiki.de/index.php/Werner_von_Holtzendorff
  2. https://www.karl-may-wiki.de/index.php/Suteminn
  3. https://www.karl-may-wiki.de/index.php/Claus_von_Quitzow
  4. https://www.karl-may-wiki.de/index.php/Richard_von_Warwick
  5. Karl-May-Handbuch, S. 301 ff.
  6. Vorwort zum Reprint Deutsche Herzen – Deutsche Helden, Bamberg 1976; zitiert bei Christoph F. Lorenz: Karl Mays "Der beiden Quitzows letzte Fahrten" als historischer Roman ..., 1979, S. 28, Anmerkung 1.

Literatur

  • Christoph F. Lorenz: Karl Mays "Der beiden Quitzows letzte Fahrten" als historischer Roman. In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft (M-KMG) 41/1979 (Onlinefassung), S. 24–28.
  • Hainer Plaul: Illustrierte Karl May Bibliographie. Unter Mitwirkung von Gerhard Klußmeier. Edition Leipzig 1988. ISBN 3-361-00145-5 (bzw.) K. G. Saur München–London–New York–Paris 1989. ISBN 3-598-07258-9
  • Siegfried Augustin: "Der beiden Quitzows letzte Fahrten". Karl Mays literarisches Gesellenstück. In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1991. (Onlinefassung)
  • Ernst Seybold: Quitzow-Geschichten. In: Karl-May-Gratulationen, IV. Sammlung. Ergersheim 1991.
  • Joachim Biermann: Ein englischer Ritter auf Reisen. In: M-KMG 94/1992. (Onlinefassung)
  • Rudi Schweikert: Die Antwort steht im "Pierer". Ergänzungen zu einem Beitrag von Joachim Biermann in M-KMG Nr. 92 [recte: 94]. In: M-KMG 95/1993. (Onlinefassung)
  • Wolfgang Hermesmeier, Stefan Schmatz: Karl-May-Bibliografie 1913–1945. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 2000. ISBN 3780201577
  • Siegfried Augustin: Der beiden Quitzows letzte Fahrten. In: Gert Ueding (Hrsg.): Karl-May-Handbuch. Verlag Königshausen & Neumann GmbH, Würzburg 2001, S. 301–304. ISBN 3-8260-1813-3 (Onlinefassung)
  • Dieter Sudhoff, Hans-Dieter Steinmetz: Karl-May-Chronik I. Sonderband zu den Gesammelten Werken. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 2005. ISBN 978-3-7802-0170-6

Weblinks

  • Der Originaltext online auf den Seiten der Karl-May-Gesellschaft.
  • Eintrag zu den historischen Quitzows bei Wikipedia.
V
Werke von Karl May
Frühwerk (1875–1883)

Das Buch der Liebe • Geographische Predigten (in „Schacht und Hütte“) • Der beiden Quitzows letzte Fahrten • Auf der See gefangen • Scepter und Hammer • Im fernen Westen • Der Waldläufer • Die Juweleninsel
Gruppen kürzerer Texte: Abenteuererzählungen (u. a. Old Firehand • Der Oelprinz) • Erzgebirgische Dorfgeschichten • Geschichten über den Alten Dessauer • Historische Erzählungen • Humoresken

Kolportageromane (1882–1888)

Das Waldröschen • Die Liebe des Ulanen • Der verlorne Sohn • Deutsche Herzen – Deutsche Helden • Der Weg zum Glück

Reiseerzählungen (1892–1899)

Durch Wüste und Harem (Durch die Wüste) • Durchs wilde Kurdistan • Von Bagdad nach Stambul • In den Schluchten des Balkan • Durch das Land der Skipetaren • Der Schut • Winnetou I–III • Orangen und Datteln • Am Stillen Ocean • Am Rio de la Plata • In den Cordilleren • Old Surehand I • Old Surehand II • Im Lande des Mahdi I–III • Old Surehand III • Satan und Ischariot I–III • Auf fremden Pfaden • „Weihnacht!“ • Im Reiche des silbernen Löwen I–II • Am Jenseits
Sonderfall: Die Rose von Kaïrwan

Jugenderzählungen (1887–1897)

Der Sohn des Bärenjägers • Der Geist des Llano estakado • Kong-Kheou, das Ehrenwort (Der blaurote Methusalem) • Die Sklavenkarawane • Der Schatz im Silbersee • Das Vermächtnis des Inka • Der Ölprinz • Der schwarze Mustang
Gruppen kürzerer Texte: Illustrationstexte • Texte unter dem Pseudonym Hobble-Frank

Spätwerk (1900–1910)

Himmelsgedanken • Im Reiche des silbernen Löwen III • Erzgebirgische Dorfgeschichten • Im Reiche des silbernen Löwen IV • Und Friede auf Erden! • Babel und Bibel • Ardistan und Dschinnistan I–II • Winnetou IV • Mein Leben und Streben

Sonstige Werke (1896–1912)

Freuden und Leiden eines Vielgelesenen • Ernste Klänge (enthält u. a. Ave Maria) • Drei Menschheitsfragen • Sitara, das Land der Menschheitsseele • Empor ins Reich der Edelmenschen

Hadschi Halef Omar • Kara Ben Nemsi • Old Shatterhand • Winnetou • Figurenübersicht