Kopfplatte

Kopf einer Konzertgitarre
Kopf einer Ibanez JEM 555 BK E-Gitarre

Der Kopf (auch Kopfplatte genannt; englisch headstock) oder Gitarrenkopf ist der obere Teil der Gitarre oder eines E-Basses, an dem die Stimmmechaniken befestigt sind. Die Saiten werden über den Sattel zu den Stellachsen der Mechaniken gespannt.

Es gibt heute zwei Hauptformen des Kopfes:

  • durchbrochene Kopfplatten mit hinterständigen Flügeln: Überwiegend bei Konzertgitarren
  • massive Kopfplatten mit seitenständigen Flügeln: vor allem bei Gitarren und Bässen mit Stahlsaiten verwendet (E-Gitarre, Westerngitarre)

Die Kopfplatte gibt es außerdem auch an anderen Instrumenten, zum Beispiel dem Banjo oder der Mandoline.

Geschichte

Bereits die spanische Vihuela hatte im Unterschied zur Laute eine flache Kopfplatte anstelle des sonst üblichen Wirbelkastens. Die Wirbel – damals noch einfache Holzwirbel – wurden bei der Vihuela von hinten durch Bohrungen in dieser Kopfplatte hindurchgesteckt. Später mit der Erfindung der Getriebemechanik wollte man die gitarrentypischen hinterständigen Wirbel beibehalten und entwickelte so die von zwei Schlitzen durchbrochene Kopfplatte mit querstehenden Stellachsen, wie sie von der heutigen Konzertgitarre bekannt ist.

Für moderne Gitarren mit Stahlsaiten, insbesondere die Westerngitarre, die E-Gitarre und den E-Bass, kehrte man hingegen zum ursprünglichen Prinzip der senkrecht durch die Platte gesteckten Stellachsen zurück, wodurch die Flügel aber nun seitenständig wurden.

Bauformen bei E-Gitarren

Verschiedene Bauweisen von „Headstocks“: Gerade Kopfplatte (oben) mit Saitenniederhalter – Abgewinkelte Kopfplatte, hier 13,5 Grad (unten)

Grundsätzlich werden zwei grundlegende Typen unterschieden:

  • 3+3 Headstocks: Auf jeder Seite der Kopfplatte sind jeweils 3 Mechaniken angebracht (typisch für z. B. Gibson Gitarren)
  • 6-in-line Headstocks: Alle Mechaniken sind auf einer Seite der Kopfplatte angebracht

Zudem gibt es noch weitere, seltenere Bauformen die v. a. bei Gitarren mit mehr als 6 Saiten Anwendung finden.

Eine weitere Unterteilung von Kopfplatten ist über den Winkel zum Griffbrett möglich:

  • So gibt es zum einen abgewinkelte Kopfplatten (droopy headstocks), wie sie zum Beispiel von Gibson verbaut werden. Diese sind im Vergleich zum Griffbrett um einen bestimmten Winkel (meist zwischen 3° und 25°) geneigt.
  • Zum anderen sind die, zum Beispiel von Fender verbauten, geraden Kopfplatten gebräuchlich. Der Vorteil bei dieser Bauweise ist die Möglichkeit den kompletten Gitarrenhals aus einem Stück Holz zu fertigen. Aufgrund des geringen Winkels der Saite hinter dem Sattel werden bei dieser Bauform oft Saitenhalter verwendet, um zu verhindern, dass die Saite beim Spielen aus dem Sattel rutscht.[1]

Bekannt sind die Kopfplatten von:

  • Gibson: üblicherweise mit aufgeleimtem schwarzen Furnier, mit eingelegtem Firmennamen aus Perlmutt; Mechaniken je drei rechts und links.
  • Fender: üblicherweise holzfarbene (naturfarbene) Kopfplatte mit aufgeklebtem Firmennamen und alle Mechaniken auf einer Seite.
  • Ibanez: üblicherweise lackierte Kopfplatte mit aufgeklebtem Firmennamen und Mechaniken auf einer Seite.

Galerie

Kopfplatten verschiedener Gitarrenarten

  • Kopfplatten einer Fender Jazzmaster („6-in-line“) und einer Gibson Les Paul („3+3“) im Vergleich
    Kopfplatten einer Fender Jazzmaster („6-in-line“) und einer Gibson Les Paul („3+3“) im Vergleich
  • Dreiseitenansicht des „Headstock“ einer Akustikgitarre mit Stahlsaiten
    Dreiseitenansicht des „Headstock“ einer Akustikgitarre mit Stahlsaiten
  • Vorder- und Rückseite der Kopfplatte einer 12-saitigen Akustikgitarre
    Vorder- und Rückseite der Kopfplatte einer 12-saitigen Akustikgitarre
  • Vorder- und Rückseite der Kopfplatte von E-Bassgitarren: Fender American Performer P-Bass Guitar (links) und Sandberg Electra Bass Guitar (rechts)
    Vorder- und Rückseite der Kopfplatte von E-Bassgitarren: Fender American Performer P-Bass Guitar (links) und Sandberg Electra Bass Guitar (rechts)
  • 1963 entwickelte Rickenbacker eine kompakte Kopfplatte für 12-saitige Gitarren mit abwechselnd seiten- und hinterständigen Mechaniken
    1963 entwickelte Rickenbacker eine kompakte Kopfplatte für 12-saitige Gitarren mit abwechselnd seiten- und hinterständigen Mechaniken
  • Ungewöhnliches Design der Kopfplatte bei einer Silent/Traveller Guitar
    Ungewöhnliches Design der Kopfplatte bei einer Silent/Traveller Guitar
  • Yuri Landman baute eine E-Gitarre mit einer Doppelkopfplatte, die Moonlander (2007)
    Yuri Landman baute eine E-Gitarre mit einer Doppelkopfplatte, die Moonlander (2007)
Beispiel für den „Matching Headstock“ bei einer E-Gitarre

Matching Headstocks

Zur optischen Aufwertung von Gitarren bieten manche Hersteller, wie zum Beispiel Fender Japan „Matching Headstocks“ an. Hier wird die Kopfplatte an die Lackierung des Gitarrenkorpus angepasst. Aufgrund des zusätzlichen Arbeitsschrittes sind Modelle mit angepasster Kopfplatte aber im Vergleich zu Standardmodellen meist teurer.

Headless (ohne Kopfplatte)

Headless Bass und E-Gitarre von Steinberger

Als headless bezeichnet man Gitarren und Bässe ohne Kopfplatte. Die bei der üblichen Bauform auf der Kopfplatte befindlichen Stimmmechaniken sind deshalb am Ende des Korpus angebracht.[2] Als erste Vertreter dieser Bauform gelten die E-Bässe der Serie Steinberger L, die 1979 vorgestellt wurden.

Weblinks

Commons: Gitarrenkopf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Why Headstock shape matters Video-Artikel über die unterschiedlichen Bauformen von Kopfplatten und die Gründe dafür. Auf YouTube. (englisch)

Einzelnachweise

  1. Dan: What String Trees Are For. In: zZounds Music Blog. 10. Oktober 2017, abgerufen am 5. August 2023 (amerikanisches Englisch). 
  2. Heinz Rebellius: G&B-Basics: Kopfplatte – Alles Kopfsache. gitarrebass.de, 7. Juli 2021, abgerufen am 22. Oktober 2021.