René François Lacôte

René François Lacôte (auch Pierre René Lacôte, * ca. 1785; † vermutlich nach 1868) war ein französischer Gitarrenbauer, der mit den führenden Gitarristen seiner Zeit zusammenarbeitete.

Leben

Über die biographischen Einzelheiten von Lacôtes Leben gibt es kaum Informationen, Geburtsjahr und -ort sind unbekannt, selbst über sein Todesjahr herrscht Unklarheit. Es wird in vielen Quellen mit 1855 angegeben, allerdings verweisen Sinier De Ridder auf ein Instrument, das angeblich noch 1868 von Lacôte hergestellt wurde[1]. Über den Namen herrscht ebenfalls Unklarheit. Während sich René François überwiegend durchgesetzt hat, verwenden einige Biographen[2] Pierre René. Auch ein 1826 erteiltes Brevet d'invention ist auf Pierre René ausgestellt[3].

Lacôte wurde bis ca. 1819 in Grenoble bei César Pons (1748–1831) ausgebildet. Pons und seine Söhne Joseph und Louis-David waren renommierte Instrumentenbauer, unter anderem bestellte die französische Kaiserin Marie-Louise bei Joseph Pons eine Gitarre für ihren bevorzugten Gitarristen Mauro Giuliani[4].

Werk

Napoléon Coste mit einem von Lacôte gebauten Heptachorde (links).

Nach seiner Ausbildung ging Lacôte nach Paris und machte sich dort als Instrumentenbauer selbstständig. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Paris das Zentrum des frühromantischen Gitarrespiels. Lacôte arbeitete dort mit den führenden Gitarristen seiner Epoche zusammen. So entwickelte er für Dionisio Aguado eine Gitarre mit doppelter Resonanzdecke. Es wird vermutet, dass Lacôte auch Aguados Tripodison funktional weiterentwickelte[5].

Zusammen mit Ferdinando Carulli entwickelte er eine zehnsaitige Harfengitarre (Guitare décacorde[6] bzw. Décachorde), zu der Carulli auch ein Lehrwerk schrieb (Méthode Complète pour le Décacorde). Das Instrument wurde auf den fünf Diskantsaiten mit der Stimmung A–d–g–h–e gegriffen, während die fünf Bass-Saiten in der Stimmung C–D–E–F–G leer gespielt werden sollten[7]. Der Décachorde wurde 1826 zum Patent angemeldet.

Mit Napoléon Coste verband ihn eine lange Zusammenarbeit. 1835 entwickelte Lacôte gemeinsam mit Coste[8], eine siebensaitige Gitarre (Heptachorde), später legte Coste selbst Hand an die von Lacôte produzierten Gitarren, um Steg und Saitenhalter zu verbessern[9]. Mit einem Heptachorde gewann Lacôte 1839 und 1844 Preise auf der Exposition des produits de l'industrie française. Ab Mitte der 1830er Jahre begann Lacôte, seine Instrumente in England zu verkaufen, zunächst über englische Händler, ab 1845 mit einem eigenen Geschäft in London. Das letzte bekannte Instrument von René François Lacôte stammt aus dem Jahre 1868.

Lacôte machte eine Reihe von Verbesserungen im Gitarrenbau populär. Dazu gehören

  • neue Beleistungen der Decke[10]
  • systematischer Einsatz von Mechaniken[11] an durchbrochenen Kopfplatten
  • zehn-, neun- und siebensaitige Instrumente.

Literatur

  • Sylvie Dubois: René Lacote et Etienne Laprevotte : deux luthiers parisiens du XIXe siècle. o. O. 1980
  • Joel Dugot: „Napoléon Coste et René Lacote“. In: Les Cahiers de la guitare et de la musique. Nr. 70, April 1999
  • Bruno Marlat: The LACOTE-COSTE Guitar. Liner Notes zu Brigitte Zaczek: romantische Gitarre II. Wien 2005
  • Danielle Ribouillault: „La décacorde de Carulli et Lacote“. In: Les Cahiers de la guitare et de la musique. Nr. 13, Januar 1985
  • Daniel Sinier, Françoise de Ridder: La guitare : Paris 1650-1950. Turin 2007. ISBN 978-88-87618-09-9

Weblinks

  • Len Verrett mit biographischen Informationen
  • Gregg Miner über Décachorde und Heptachorde
  • 9-saitige Gitarre in der Sammlung des Museum of Fine Arts, Boston
  • Bernhard Kresse über die Lacôte/Coste Heptacorde
  • Mehrere Instrumente in der Sammlung der Cité de la Musique, Paris

Einzelnachweise

  1. Daniel Sinier, Françoise de Ridder: Lacote à Paris. PDF
  2. Gregg Miner mit Rückgriff auf Bruno Marlat
  3. Brevet d'invention de cinq ans, pur une guitare à dix cordes appelée dècacorde, aux sieurs Lacote (Pierre-Rèné), luthier, et Carully (Ferdinand), compositeur de musique à Paris vom 15. Dez. 1826. Facsimile
  4. Daniel Sinier, Françoise de Ridder: Lacote à Paris. PDF
  5. Daniel Sinier, Françoise de Ridder: Lacote and Aguado: about a Tripodison. PDF
  6. Josef Zuth: Handbuch der Laute und Gitarre. Verlag der Zeitschrift für die Gitarre, Wien 1926 (1928), S. 128.
  7. Ferdinando Carulli: Méthode Complète pour le Décachorde. Facsimile (PDF; 1,6 MB)
  8. Napoléon Coste: Méthode compléte pour la Guitare par Ferdinand Sor, rédigée et augmentée de nombreux exemples et leçons suivi d'une notice sur la 7e corde. Paris 1851, S. 45, Facsimile (PDF; 4,4 MB)
  9. Bruno Marlat: The LACOTE-COSTE Guitar. Liner Notes zu Brigitte Zaczek: romantische Gitarre II. Wien 2005
  10. Daniel Sinier, Françoise de Ridder: Lacote à Paris. PDF
  11. vgl. die heute von Originals vom 27. Juli 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rodgers-tuning-machines.com hergestellten Mechaniken Lacote-type
Personendaten
NAME Lacôte, René François
ALTERNATIVNAMEN Lacôte, Pierre René
KURZBESCHREIBUNG französischer Gitarrenbauer
GEBURTSDATUM um 1785
STERBEDATUM nach 1868